Aus einem pessimistischen Blickwinkel betrachtet bin ich schon froh, wenn die Frage überhaupt gestellt wird. Wird doch allerorts und jederzeit und in jeder erdenklichen Form publiziert – oft genug ohne auch nur einen Ansatz von Qualitätssicherung. Gehen wir aber von einigermaßen seriösen Umständen aus.
Ein Projekt bringt als Nebenprodukt eine Publikation hervor. Das Projektbudget ist ohnehin schon ausgereizt. Oder die Publikation selbst ist das Projekt, doch bei der Planung stehen der Aufwand für die Erstellung der Inhalte und die Kosten für den Druck im Vordergrund.
Wozu noch Zeit und Geld für ein Lektorat aufbringen, wenn doch die Inhalte sorgfältig erstellt wurden, Microsoft Word die Rechtschreibung korrigiert und außerdem die KollegInnen noch einmal gegengelesen haben?
Argumente A und B lauten: Arbeitsteilung und Betriebsblindheit. Wenn man in eine Sache involviert ist, hat man keinen Blick mehr für Ungereimtheiten. Es macht Sinn, die Kontrolle einer anderen Person zu überlassen. Und drittens: Lektorat ist eben mehr und auch etwas anderes als einfaches Gegenlesen.
Natürlich muss ich das behaupten, schließlich ist es mein Beruf. Aber ich überlasse das Haareschneiden doch auch nicht einfach den Nachbarskindern. Klar, kürzer wären die Haare dann auch, vielleicht sogar gefärbt – aber ist das genug?
Wenn’s wirklich was gleichschauen soll, muss der Fachmann/die Fachfrau dran. Wenn der Folder, das Gästemagazin die Qualität Ihres Unternehmens widerspiegeln soll, das Buch LeserInnen Freude machen und nicht nur so in etwa die Story rüberbringen soll, dann: nur mit Lektorat.